14.08. - 25.08. 2002

Fotos de la segunda mitad de agosto

Rechts: Klar doch, Katha. Die war ja schließlich 2 Wochen hier und hat unser Leben bestimmt. Und wir haben viel Spaß zusammen gehabt.

Links: Naja, ein Baum halt, 2 Blocks von hier, auf dem Weg zum Friedhof. Immerhin sieht er cool aus.


En general
Aufgrund von Zeitmangel (man kanns kaum glauben, aber auch mit nur 4 Vorlesungen pro Woche soll es das geben) und Mangel an wirklichen Neuigkeiten (ja wir haben uns eingelebt und fühlen uns schon wie "Porteños truchos") fassen wir einfach mal die letzten knapp zwei Wochen auf einer Seite zusammen. Wie man sieht haben wir hohen Besuch aus Deutschland erhalten - Katha. Für sie haben wir natürlich die etwas abgeänderte "Patricia-Erinnerungs-Tour" geschmissen, die dem Stammgast aus den ersten Wochen bekannt sein dürfte. Danach das bei uns obligatorische abnerden, denn obwohl nur 2 Wochen bei uns, muss sie natürlich tapfer der tägliche email-Flut begegnen ;)

Jeden Morgen - so gegen 14 Uhr - gibts ein reichhaltiges Früstück. Manchmal sogar schon etwas früher, Katha will ja schließlich auch was von der Stadt sehen. Diesmal eher nicht, Katha wollte ja schließlich am Vorabend den mitunter coolsten Club der ganzen Stadt kennenlernen - das Ribera Este. Da es langsam Sommer wird, lohnt es sich mehr und mehr dorthin zu gehen, um direkt am Rio de La Plata unter freiem Himmel zu tanzen und zu feiern.

Leo schaut natürlich auch öfters rein, er schläft inzwischen so zwei mal die Woche bei uns, erzählt uns wie man Frauen zu "managen" hat und wurde von uns zu unserem persönlich 30 Stunden-pro-Woche-Spanischkurs ernannt. Irgendwie ist er auch ein Freund geworden. Auch wenn wir uns an seine Art und Weise die Dinge zu sehen noch ein wenig gewöhnen müssen. Dafür sind wir ja hier.
Links übrigens im Porno-Business-Outfit, direkt nach der Uni - er ist stolzer Assistent des Marketingprofs und darf die "trabajos practicos" übernehmen. Sein Unternehmen - Export von Schnecken und Regenwürmern nach Europa und Asien - geht bald an den Start, der Handelsregistereintrag steht bevor... Wir bewundern seinen minimalen Schlafbedarf, der so zwischen 2-4 Stunden im Durchschnitt liegt, weil er neben Uni und eigener Firma ja auch noch 3 mal die Woche 24 Stunden Feuerwehrwache hat.

Sábado: Pachá y Mate en nuestra casa
Das Pachá entpuppt sich als fein, aber noch gut genug für den Ausgeh-Trainingsanzug. * Dank an Tobi, der die Fotos aus der VIP-Lounge heraus geschossen hat.
So wie wir's in J. Pose (in der Nähe von Córdoba) gelernt haben, laden wir auch bei uns im Morgengrauen (rechts oben) zum Mate.

Begleitet wurden wir drei diesmal von Marieangela(links), einer Italienerien, die wir auf dem vorherigen Austauschstudentenorientierungstag an der UADE kennengelrnt haben. Bewundernbswert ist, dass sie kein Wort Spanisch spricht. Mit den Argentiniern scheint das Italienisch ja ganz gut zu funktionieren, wir haben da so unsere Probleme...

Gut, dass wir auch mit einem Gästebett ausgestattet sind ;)


El Bar Gran Danzon
Am Dienstagabend, nach einer frustrierenden Cálculo Financiero Vorlesung, haben wir uns gemeinsam entschieden uns mal richtig was zu gönnen. Tun wir ja sonst nicht, also endlich mal heute. Ohne Argentinier, damit die uns kein schlechtes Gewissen machen wenn wir uns ne Sushi-Platte bestellen, die für uns so günstig scheint, und hier - real - so teuer ist.
Zuerst was zur Uni: Cálculo Financiero ist der absolute Witz-Kurs. Es geht um Discounten, Inicial Capital ausrechenen, unterjährige Verzinsung, ... Die, die was davon verstehen, wissen was wir mit billig meinen. Das Problem ist, dass der Stoff so unmöglich dargeboten wird, dass wir, wenn wir es nicht schon könnten, den Durchblick verlieren würden und uns, wie alle anderen Argentinier auch, Formel für Formel ins Gedächtnis pauken würden. Es sollte also in besagter dritter Vorlesung ein Pop Quiz geschrieben werden (eigentlich ohne Pop, es war ja angekündigt). Wir hätten uns vielleicht mit viel gutem Willen den Kram nochmal ne halbe Stunde angeschaut -wenn da nicht Leo wäre... Der wurde von Tag zu Tag immer nervöser, so dass wir uns dann mal so 4-6 Stunden mit ihm zusammengesetzt haben, um ihm die Grundkonzepte von Gleichungen und Prozentrechnen beizubringen. Im besagten Quiz hat der Dozent die Aufgaben vorgelesen, so dass wir trotz simpelster Aufgabenstellungen versagt haben. Ohne Input gibts halt keinen Output. Vertröstet wurden wir von Senor Profesor (ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse) mit "nächste Woche gibts ne geschrieben Version für los Alemanes" vertröstet. Toll! Inzwischen war eh schon auf Irrwegen von der ebs her durchgesickert, dass uns dieser Kurs, trotz vorheriger Zustimmung ("das war bestimmt ein Missverständnis") nicht angerechnet werden wird. Toll! 5 Stunden umsonst gelernt (besser: erklärt) - Leo hats auch nicht so gut hingekriegt, und wahrscheinlich müssen wir den Kurs wechseln. Danke ebs! Da blieb nur: sich endlich mal was gönnen....
Auf zur Bar Gran Danzon. Katha, Damian und wir beide. Wer sich erinnert, wir waren schonmal da, an unserem ersten Abend mit Patricia.
Katha hat auch nen Bärenhunger, kommt gerade vom Tangotanzkurs im Centro Cultural de Recoleta wieder (mal wieder mit 20 Telefonnummern und 200 email-Adressen).
Die Bar hat ein ganz besonderes Ambiente, es gibt nur wenige Speisen, die sind dafür aber echt cool zubereitet.
Wir gönnen uns:
  • 1 Tee gegen Damians Erkältung
  • 1 Bloody Mary
  • 2 große Flaschen Wasser
  • 2 Flaschen mittelpreisiger Wein (Malbec)
  • 2 Ensaladas de Rucola (mit Cerrano-Schinken, heisser Birne und Mandelsplittern) für Katha und Jo
  • 1 Platte mit 20 Stücken gemischtem Sushi für Katha und Jo
  • 1 Action Sushi-Platte mit 40 Stück für Damian und Jules
  • 1 Grappa des Hause als Digestif
Insgesamt sind das 186 (200 inkl. Trinkgeld) Pesos (siehe rechnung links). Real sind das in etwa 160 USD. Dank der kurzfristigen Nichtgeltung des Kaufkraftparitätentheorems kommen wir mit günstigen 120 DM davon...
Beim Anblick solcher Köstlichkeiten (rechts: der Ruccula-Salat, vor lauter Gier haben wir vergessen, die Sushi-Platten zu fotografieren) entschließt sich auch Jules nochmal die Küche aufzusuchen (ganz rechts).

Viernes el 23 de agosto
In Anbetracht der aufkommenden Präsentation in Communicacion en la Empresa muss sich Julian mal langsam ins zeug legen und vor seinem Gruppenmeeting am Samstag zumindest mal das Kappitel lesen. Die Spanisch Lektüre ist genauso schmandig und ätzend geschrieben die englische Mc Graw-Hill Abfahrt. Es wird abgelabert bis zum geht-nicht-mehr: Erklärung (eigentlich alles klar!), andere Erklärung ("es decir..."), noch 'ne Erklärung ("en otras palabras...."), mindestens 4 hohle Beispiele. Allles klar? Nein? dafür gibts jetzt nochmal die Zusammenfassung. Insgesamt 3 Seiten. Zum Verrückwerden. Für einen Sachverhalt. Man kann ihm nicht entfliehen. Weil die Spanischkompetenz zum überfliegen nicht ausreicht, muss man sich grausamerweise Wort für Wort reinpfeifen, man könnte ja sonst was verpassen.
Die Präsentation besteht übrigens aus der Zusammenfassung eines Kapitels...

Während Jules büffelt (Foto nicht gestellt!), chillen Katha und Jo auf der Coach rum....

Leo schaut vorbei, hatte mal wieder Asistencia beim Marketingprof. Ist irgendwie sauer, weil wir nen ruhigen machen wollen und nicht schon wieder ins Ribera Este (Ist für Samstag geplant, da es inzwischen knapp 30 Grad sind...).

Die Woche auf 2-3 Stunden Schlaf pro Nacht sieht man im schon ein bisschen an. Oder liegts an der Spocht-Zigarette, die er sich erst beim 2. Versuch richtig herum angesteckt hat!?

Zurück, noch fertiger als vorher, ab ins Bett...
links: siehe Observaciones!

Por fin: el COTO
Nach einem anstrengenden Abend mit Leo kann man Julian bereits am Gesicht ablesen, dass er sich am nächsten "morgen" sehr "früh" (=nach zäher Verhandlung mit Ezekiel: 14h) mit seiner Grupo de Trabajo Practico treffen muss, um ein bißchen die Gitarre zu zupfen und einen Kapitelzusammenfassungsvortrag produzieren muss.
Als Jo zum ersten mal seine müden Beine aus dem Zimmer bewegt ist Ezekiel schon dabei, wild gestikulierend und motivierend das letzte aus Julian herauszukitzeln. Deswegen machen sich auch Jo und Katha auf ins gelobte Land, zum COTO - yeeeeeeaaaaah!

Nachdem Jo sich im Netz kundig gemacht, wo denn hier der nächste COTO zu finden sei, den wir schon achsolange suchen, macht sich das Einkaufteam auf zu einem 12-Block-Spaziergang durchs malerisch-sonnenbestrahlte Recoleta (kurz vor Sonnenuntergang)
Im COTO geht's einfach so richtig ab und aus Gründen der Einfachheit beschliessen wir, die ellenlange Einkaufsliste nicht alphabetisch abzuarbeiten, sondern einfach systhematisch alle Regale durchzugehen. Im oberen Stockwerk (der Lebensmittalabteilung) hat Katha sichtlich Freude an diesem Einkaufsspaß (Erlebnisshopping) und vergnügt sich munter an der Gewürztheke, während Jo sich mit 20 Leuten um die Orangen schlägt, von den das Kilo 15 Centavos (=ca. 4 Eurocent!! HALLO??) kostet - deswegen darf man aber auch nur drei kaufen, die Schlange ist aber länger als vor jedem Bankautomaten.
Um die Einkaufsstunden für den daheim hart schuftenden Julian dokumentieren zu können, hantieren wir turista-mäßig mit der Digitalkamera rum - das gefällt dem Securitytypen überhaupt der Katha auf spanisch anmaunzt (hä?), dass das hier verboten ist (dabei wollten wir keine Sicherheitskameras auspähen...) Nun gut, um weiterzufotografieren schiesst Jo von nun an die Bilder lomografiemässig aus der Hüfte und erwischt dabei (von ihm selber unbemerkt) auch die Wursttheke und den Jüngling in der Mitte mit gestreiftem Pulli (unten links). Dieses Model stellt Jo sofort zur Rede, wieso er einfach so ein Foto von ihm schiesse und dies alles ohne seine Zustimmung, ohne Gagen etc. Die Geschichte vom sagenumwobenen Coto will er gar nicht hören, die von der Webseite auch nicht, und die vom armen, hartarbeitenden Jules erst recht nicht und so beschimpft er Jo als "mentiroso" und geht seiner Wege.
Nachdem wir nach einer Stunde immernoch erst ein Drittel unserer Liste abgearbeitet haben, verzieht sich so langsam Kathas Mine...
Die Probleme beginnen an der Kasse. Ok, Kathas VISA Karte akzeptieren sie nicht, generell. Gut dass Jo Citibank-Maestro-EC-Tarjeta am Start hat. Ein Girokonto hat er, ja. Wie, Karte geht nicht? Auf welche Währung das Konto läuft - Peso oder Dollar? Euros. WAAAAS? Nein, ist schon cool, ich kann ja auch am Bankautomaten Geld holen. Aha. Hmm. Vielleicht versuchen wir es mal mit der Eingabe "Sparbuch". Komisch. Kaum zu erwarten. Also, ab zum nächsten Automaten außen, die Sache verspätet sich langsam. Keine Citibank ist in Sicht- oder Laufweite und erst am dritten Bankautomaten funktioniert zumindest eine der beiden Karten. Wir holen unsere Waren innen ab, steigen ins nächste Taxi und ca. 3 Stunden später betreten wir wieder unsere Wohnung, und es ist schon längst dunkel - DAMMMIT!
Das Ergebnis all unsere Bemühungen kann sich ja wohl sehen lassen (siehe rechts)!
Allein diesen heldenhaften Bemühungen ist es zu verdanken, dass die versammelte Mannschaft kurz nach Heimkehr aus dem Ribera Este morgens um 9 aus den Vollen schöpfen bzw. essen kann.

Observaciones

Die Kioscos haben hier fast die ganze Nacht auf. Irgendwann ab 10 wird das Gitter runtergelassen und es gibt Gefängnisfeeling für die Verkäufer.

Auch Internetcafés sind nicht sicher.

2 Mädels allein im Ribera Este sind nicht lang allein.

Die ebs ist, zumindest was die Auslandskoordination und Unterstützung angeht (von Seiten der Lehrstühle), ihr Geld nicht wert.

Katha geht 20 min. allein aus dem Haus und lernt sofort jemanden kennen.

COTO = Gelobtes Land, Schlaraffenland (aber auch nur für alle, die schon mal in diesem Supermarkt waren)

mentiroso = lügnerisch


Vocabulario

garrapata = Zecke (gell Vero!?)

trasnochador = Nachtschwärmer = Argentinier (ersatzweise = Damian)

tacho = porteño für "Taxi"