27.07.2002

Foto del día
Dieses Foto entstand im Club Ribera Este (Beschreibung siehe unten). An sich nichts ungewöhnliches, dass wir zum wiederholten Male nicht nur durch unser Aussehen, sondern auch durch unser Benehmen als Ausländer auffallen. Nur wer die drei Mädels ganz links sind, weiß keiner von uns...

El Camenito en La Boca
Patricia führt uns durch Buenos Aires zu ihren Lieblingsplätzen. La Boca sollte man als Ausländer eigentlich kaum betreten, der Camenito ist jedoch tourigerecht mit bunten Häuschen gesäumt, sauber und sicher. Nachdem uns der Taxifahrer tourigerecht beschissen hat (Kein Trinkgeld!) bewundern wir tourigerecht die Tourigemälde und -fotografien und setzen uns tourigerecht in unsere erste Tangoshow. Insgesamt kann man feststellen, dass Patricia wirklich unglaublich viel Geld spart, je mehr sie kauft - wo doch damals alles so teuer war!
Die Tangokünstler tanzen und scherzen um ihr Leben, und natürlich um unser Geld zu kassieren. Natürlich werden wir gleich als Touris gespottet und nach ein paar flachen Alemaniawortspielen und Witzen über Präsident Duhalde wird losgetanzt. ("Necesitamos el dinero, porque tengo una familia, un perro y un presidente a mantener") Dies haben sie sich auch redlich verdient, denn die Show ist gut und der Tango impresionante.
Wir beschliessen, dass am Tango in Argentinien kein Weg vorbeiführt. zwar ist uns bei dem Gedanken nicht wohl, dass wir uns wie die letzten Trottel anstellen könnten ("könnten" ist ja wohl leicht untertrieben, das ist mehr als sicher), aber wir beschliessen, Tangostunden zu nehmen. Irgendwann. In nicht allzunaher Zukunft. Als Dank für unsere Gabe erhalten wir noch tolle Tangofotos, die Patricia in ihrer überdimensionalen Handtasche für uns unterbringt, uns belehrt, wie praktisch diese Accessoires doch sind, und sowieso und überhaupt. Klar haben Frauen immer recht. Dann kauft sie (tourimässig!) noch eine alberne verzierte Colaflasche, die sie eh zuhause nur entstauben wird, aber was soll's...

La Plaza de Mayo
Zum ersten Mal steigen wir nicht (tourimässig) ins Taxi sondern lassen uns vom Bus zum nächsten Halt bringen - Plaza de Mayo. Hier erinnern jeden Donnerstag die Madres del Plaza de Mayo an die während der Diktatur verschleppten Söhne. Hier kaufen wir eine 1,63 x 0,85 (?) m große argentinische Flagge aus billigstem Stoff, die von heute an in unserem Wohnzimmer unser Mitleid mit dem in der Vorrunde (Achtelfinale? No importa...) ausgeschiedenen argentinischen Volk ausdrücken soll. Patricias Handtasche erweist sich jetzt doch als sehr nützlich, wir dürfen nämlich unsere neu erworbene Flagge darin verstauen... Danke Patricia, was hätten wir bloß ohne dich gemacht!? (empirischer Beweis, dass Frauen immer Recht haben ;)
Im rosa Häuschen oben (halblinks) sitzt Präsident Duhalde und zählt die wenigen ihm verbleibenden Dollares. Eine Querstrasse (oben ganzrechtsaussen) führt direkt zum Obelisco, der sich (wie aufmerksame Leser mittlerweile wissen) auf der (ja genau) Avenida (jetzt kommt's) Nueve de (ein Monat?) Julio (genau!) befindet, die (wisst ihr's noch), die (ein adjektiv?) breite(superlativ?)ste Strasse der (jetzt wird's einfach) Welt (YEAH!) ist. Rechts Rathaus, Rest ist egal und unwichtig (klar, nett anzuschauen ist es schon).
An dieser Stelle tragen wir noch die Bilder von unserem Haus nach, nachdem Jo beim letzten Mal, als er das Haus verließ, um es zu fotografieren, so begeistert war von all den Edelkonsumtempeln um uns herum, dass als einziges Bilder von Armani und Louis zurückkamen. Patricia erbarmt sich für ein Foto der zwei halb totgefrorenen (hätten wir doch besser auf Mama gehört - Wieso hast du es nicht einfach wie sonst auch in den Koffer gestopft, all die praktischen warmen Sachen!?) Spaziergänger.

La parilla en la parillada, no comiendo parillada de la parilla
Vorgeschichte, bis zu dem Zeitpunkt wo wir am Tisch sitzen und diese fröhlichen Fotos schiessen: Um halb 10 verabredet kommen wir natürlich eine Viertel Stunde zu spät. Kein Problem, denn einen Tisch gibt es nicht und die anderen werden erst weitere 25 Minuten später auftauchen, was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Handykommunikation klappt natürlich nicht - wieso? - wir haben keins dabei. Superidee. Also drängeln wir uns zu dritt auf 20 Quadratzentimetern zwischen Türangel, Tisch, Durchgang, einer armen Bettlerzeitungsverkäuferin, der Parilla und dem Chef de Cuisine herum (draussen ist es leider zu kalt), weil das die beste Parillada im Viertel sein soll und der Laden aus allen Nähten platzt. Mit den anderen haben wir schon gar nicht mehr gerechnet, aber besser spät als nie tauchen Diego, Mathilde und Maurine auf. Im nächsten Restaurant ist noch mehr los, also stellen wir uns in beiden gleichzeitig an, bis im ersten doch etwas frei wird.
Eine Parillada kriegen wir leider nicht, nur bis 5 Personen, außerdem können wir die Ekelsachen (Darm, wie wir erfahren, mit halbverdautem Inhalt) nicht wegbestellen. Dafür erheitern uns die zwei Rubias mit ihrem Kartoffeldruck-T-Shirt - wir brauchen auch eins!
Ansonsten haben wir zusammen viel Spaß, das Fleisch ist natürlich wie immer blutig ohne Ende, der Parilla-Chefe hat den Grill voll im Griff, Mathilde macht wie immer dumme Fratzen, wir hauen 3 Flaschen Rotwein weg, Diego macht einen auf ebsler (unten rechts, ganz unten links - letzteres richtig originell und mit eigener Action-Finger-Kreation) und irgendwelche Leute, die sich jetzt auf den 20 Quadratzentimetern befinden, die vorher uns gehörten, müssen Fotos von uns Touris machen.
Im Großen und Ganzen hat Maru natürlich recht mir ihrem Gästebucheintrag: Die Parilla rockt endsmäßig und ist viel cooler als Burgerking. Außerdem haben wir den Parillachef auch besser verstanden, hier müssen wir auf jeden Fall wieder hin. Einziges Problem für die anstehende Clubtour ist der Parillageruch, der sich unwiderruflich in unseren Kleidern festgesetzt hat.

Kenza
Bei Kenza ein paar Häuser nebenan nehmen wir noch ein paar Drinks ein, bevor es losgeht. Die Mädels machen Mädelsfotos und Mathilde versteht es wie immer, zum richtigen Zeitpunkt ein dummes Gesicht zu machen, diesmal sogar auf Kommando ("Mathilde, un cara estupida por favor!") Jo kommt erstmals in den Genuß von irgendeinem süßlichen Kaffeelikörverschnitt (Baileys ohne Sahne), extrem süß. Patricia (grade im Schlafanzug und schafft es nicht, den Wecker alleine zu stellen, Anmerkung aus der Echtzeit) erinnert grade auch noch daran, dass wir süßes Durasnozeugs getrunken haben (was auch immer das ist), na dann...
Jo hat übrigens extra für diesen speziellen Abend (?) auf sämtliche Reiter und Kragen verzichtet, nur um sich in den argentinischen Landesfarben einzukleiden...

La Ribera Este
Die Taxifahrt dient Patricia als Erinnerung an die teuren Dollarzeiten; zu sechst im Taxi, total laut, total verpeilt, düsen wir quer durch die Stadt zum Club. Der Taxifahrer ist kaum gestört durch die Fotoblitze, die alle paar Sekunden durch das Taxi hellen.
Am Club angekommen, schaffen wir es als letzte unsere Fast-Gratis-Bis-2-Uhr-Karten abzuholen, als wir der Gästelistentussi unsere Namen sagen (Johannes Faber, Julian Schmitz etc. - Maurine konnte sich nur noch an die letztjährigen ebsler-Nachnamen erinnern) Dort treffen wir auch auf Steffi plus irgendwelche anderen Leute, für die Mathilde großzügig und gutgelaunt den Eintritt bezahlt.
Der Club ist unglaublich groß, ca. 6 verschiedene Räume (unabhängig voneinander brauchten diverse Mitglieder der Gruppe ca. 20 min, um die Toilette zu finden). Longdrinks kosten 6 Peso - dank einem Verpeiler der Barmannschaft (unfreiwilliges Dos por uno) stauben wir 4 Wodka Speed (argentinischer Red-Bull-Ersatz) und 2 Cuba Libre für 18 Peso ab, immerhin € 0,9 pro Drink
Nach und nach verabschieden sich die Leute von der Party - Patricia zum Beispiel um 6 Uhr nachdem sie vorher nur ca. 7 Mal betont hat, dass sie spätestens um 4 geht, weil sie morgen fit sein will zum (na was wohl) shoppen! Im Eifer des Gefechts kriegt Jo den Arm von Maurine ins Gesicht und verliert (an seinem 5. Tag in Buenos Aires) eine harte Kontaktlinse - AAARRRGHHHHH!

Observaciones

In Argentinien scheinen die Mayonnaise Flaschen grundsätzlich leer zu sein.
Julian kriegt es nicht gecheckt, meine Golden Map anständig zusammenzufalten.


Vocabulario

Bandera = Flagge
Parilla = Fetter Grill in der parillada, auf dem alles mögliche und eklige (die parillada) gegrillt wird (siehe Foto oben)
Parillada = 1. Restaurant, in der die Parilla steht und wo es Parillada gibt, 2. kleine Fleischplatte mit allem möglichen und ekligen von der parilla in der parillada (wir checken's selber kaum)
Boliche = Disco
rubio/-a = blond
cartera = Handtasche (eigentlich ja bolso, aber in Argentinien ist eben alles anders)