25.07.2002

El Cementerio de Recoleta
Erster Anlaufpunkt der Patricia-Erinnerungstour war so gegen Frühabend (kurz nach dem Aufstehen) der Friedhof von Recoleta (unser Stadtteil), der sich als Friedhof der eher ungewöhnlichen und noch nie gesehenen Art darstellte: Streunende Katzen (Erinnerungen an Steven King werden wach), aufgebrochene Wege, vergammelte Gräber neben Prunkgruften aus Marmor und Granit. Patricia kennt einige Geschichten aus einer nächtlichen Privatführung, von gestorbenen Seemännern (siehe unten) über scheintote Kinder und nachgebauten Haustieren als Grabwächter.
Relativ "unscheinbar" im Gegensatz zu anderen Gruften präsentiert sich das Grab der Familie von Eva Perón (Evita) das noch immer regelmässig von Verehrern geschmückt wird (rechts oben). Die krassen Unterschiode rühren daher, dass es auf dem Cementerio weder Bauvorschriften gibt, noch eine Verpflichtung, sich um die geerbten Gräber zu kümmern.
Nach dem Friedhofsbesuch finden wir uns in einem lokalen Cafe ein, wo wir Damian (nebst Maurine und Mathilde) treffen, den irgendwie schon alle kennen...

El Shopping - Ralph Lauren y San Telmo
Unsere Shoppingtour startet in dem wohl krassesten Geschäft, welches uns seit langem untergekommen ist - Polo Ralph Lauren (in unserer Strasse). Die Eingangsaufführung ist geschmückt mit edlen Poloaccessoires, die nächsten Touristen machen es uns gleich nach und Julian muss dafür hinhalten, die 2 älteren Damen nett zu fotografieren.
Gleich zu Beginn stellt sich natürlich die Frage: Existiert die Krise wirklich?
Im Poloshop finden sich neben den adretten Verkäuferinnen, die uns extremst scheel beobachten, noch andere Touristen. Von Einheimischen keine Spur. Heruntergesetzte Polo-Polohemden kosten $88 ($ ohne US vornedran = Peso), umgerechnet ca. 25US$. Keine Sensation, aber auch nicht schlecht, wir schlagen gleich zu.
Patricia schleppt uns danach in das Shopping Center Alto Palermo, ein Konsumtempel erster europäischer Güte. Von wegen Krise! Munter checken die Argentinier (kaum Touris!) durch die Läden - Tommy Hilfiger, Jil Sander und Co. Zugegebenermaßen, aus allen Nähten platzt der Laden nicht, aber diese Bilder beweisen, dass hier kein Ausnahmezustand herrscht, wie in Deutschland angenommen.
Patricia fallustiert sich sofort an den Handtaschen - einige Verhandlungen auf Spansich später ist sie um einige Lederaccessoires reicher und 50 US$ ärmer. Hier erfahren wir vom Tax Free Shopping, womit wir uns am Flughafen hoffentlich einen Teil unserer Konsumausgaben zurückerstatten lassen können. (Ich meine: 21% Mehrwertsteuer, was geht denn ab???)

La noche "69" en el club "NiceTo"

Nach dem ermüdenden Shoppen läuten wir den Abend mit Havanna ein. Maurine und Leo kommen nicht mit, sie "feiern" Abschied - Maurin fliegt am Montag wieder nach Frankreich, Leo fährt morgen in den Urlaub. Die beiden sind seit drei Wochen ein Paar... Mathilde macht auch schlapp, also bewegen wir uns allein in den von Patricia angepriesenen Club.
Ankunft am Club: Zu spät! Obwohl es "Social Suicide" ist (siehe Buchtipp!), vor 2 in einem Club zu sein, drängen sich von zwei Seiten ca. 200 Menschen vor dem Eingang (nein, nicht in einer Schlange, mehr eine Menschenmasse). Dieses Gedrücke stellt alles dagewesene in den Schatten, von U2-/Eminem-Konzert (Jules/Jo) über Loveparade vor Mottes Rede (Jo) bis zu Jeannette Biedermann an Silvester am Brandenburger Tor (die GoGetALife-Familie). Eigentlich stehen wir ja falsch (=nicht auf der Gästeliste, aber vor dem Gästelisteneingang), aber der Point of no return ist überschritten. Patricia handelt mit dem Bouncer den Europäerdeal aus - wir kommen zu dritt für 10$ rein (kurz vor der Erquetschung)! Yeeeeaaaaah!
Einhellig: Unser krassester Club! Auf der Bühne geht eine wahnsinnige Show mit verrückten Neandertalern, wir "rocken in der Disco" (deutsche Musik am Start!), Luft wie im Unique in D'Dorf, man wird um Getränke angeschnorrt, Musik erst housig-funkig, dann eher (zu) hart. Patricia will früh (=5Uhr heim), weil Shopping auf dem Tagesplan für morgen steht. Einhellig: Wir kommen wieder!

Observaciones

Der Bau von Mausoleen ist in Argentinien stressfrei, bei Bedarf lässt man die Dinger einfach verrotten.
Die Argentinier (bis jetzt) sind super freundlich. Mit Leo - gerade kennengelernt - haben wir schon Pläne für gemeinsame Freizeitaktivitäten während unseres Studiums.
Zum wiederholten Male: Alle kennen Damian!
Damian ist gleich mit einer coolen Lebensweisheit am Start: "Das Leben hier ist so teuer... weil alles so billig ist!"
Wenn man mit US$ bezahlt bekommt man meist 3,80 $/US$ (immerhin ein 7% Discount zum aktuellen Kurs)
La crisis no existe... (...en Buenos Aires)


Vocabulario

Hacer la cola = Schlange stehen
Regatear = feilschen, handeln
Che boludo = Ey, Kumpel


Buchtipp

Culture Shock!: Argentina von Fiona Adams. Haben wir bei den Französinnen gesehen und wollen wir unbedingt haben (WINK MIT DEM ZAUNPFAHL!). Leider gibt es kein amazon.com.ar. Immerhin haben wir schon erfahren, dass es Social Suicide ist, vor 24h in eine Bar oder vor 2h in einem Club aufzutauchen...